Der See in der Nähe von London

Cody konnte sich denken, dass das Mädchen wahrscheinlich erwartete, dass er in ihrem Portemonnaie ihren Namen nachsehen würde. Aber warum sollte er? Im Grunde genommen war es ihm gleichgültig wie sie hieß und wenn sie wollte, dass er ihren Namen kannte, würde sie ihm ihn schon noch sagen.
Er überlegte nun ob er ihr in den See folgen sollte. Warum eigentlich nicht? Es war ein herrlicher Tag... genau ideal für eine kleine Abkühlung und das Mädchen schien - wie es aussah - darauf zu warten, dass er ihr folgte.
Na los... du hast doch nichts zu verlieren. Außerdem ist es nur ein See... warum zögerst du? Wovor hast du Angst?
Innerlich kämpfte Cody trotzdem ein wenig mit sich selbst und fragte sich, wovor er nun wirklich Angst hatte. Um ehrlich zu sein... er war - auch wenn der trank, rauchte und hin und wieder Drogen nahm - gut gebaut da er trotzdem ziemlich gerne Sport betrieb und die Narben die er noch von dem Unfall - an welchen er sich nicht mehr erinnern konnte - trug, waren auch nicht unbedingt ein Verbrechen.
Cody zog sich Schuhe, Weste, SHirt und Hose aus, ließ alles einfach nur so liegen, trat auf den See zu, sprang hinein und tauchte ungefähr einen halben Meter entfernt von dem Mädchen wieder auf.

Nicht schlecht!, staunte Tracy, als sie den Körper des Jungen sah. Cody war also auch sportlich, nicht schlecht.
"Ach wie gut das niemand weiß, das ich....!", bevor Tracy ihren Namen aussprach tauchte sie unterwasser. Sie konnte nur leicht erkennen, das der Junge auch unter Wasser war. Sie schwamm auf ihn zu, doch die Entfernung hatte sie nicht so richtig eingeschätzt, denn mit den Lippen, und mit einer Hand berührte sie ihn bereits. Sie wollte eigentlich gar nicht wissen wo, und sie hoffte auch sehr, dass das weiche, das sie gespürt hatte nicht seine Lippen gewesen waren. Sie tauchte wieder auf, und tat so als wäre nie was gewesen.
"Tracy!", stammelte Tracy, wahrscheinlich wusste Cody gar nicht was sie meinte, und deshalb musste sie ein wenig grinsen.
"Mein Name ist Tracy!", meinte sie nochmal, mit einem grinsen im Gesicht.

Cody war mit einem leicht seltsamen Lächeln auf den Lippen wieder aufgetaucht. In Entfernungen abschätzen schien Tracy nicht sonderlich gut zu sein. Jedoch war er etwas verwirrt da seine Lippen und die Seite - an der Tracy ihn berührt hatte - noch immer leicht prickelten. Cody kannte dieses Gefühl - nicht nur von Alkohol und etc. - hatte aber nicht geglaubt, dass er es so schnell noch einmal spüren würde.
Er lachte, tauchte erneut unter, schwamm zum nahe gelegen Ufer, wo sich ein Bootsteg befand, zog sich an diesem hoch, setzte sich hin und beobachtete Tracy. Er empfand für das Mädchen nun schon ein wenig mehr als Sympathie... aber ob er mal einen Freund - oder in diesem Fall eine Freundin - gewinnen würde... das war fraglich.

Tracy war ein wenig klar, wieso Cody weg geschwommen ist, doch sie lies sich den Tag nicht verderben. Sie schwamm eine weile auf dem Rücken, und lies sich treiben, ehe sie zurück schwamm. Sie wollte sich gerade abtrocknen, da merkte sie, das sie kein Handtuch eingepackt hatte. Sie wrang ihre Haare aus, so das die meiste nässe schon weg war.
Tracy legte sich auf den Boden - und trug noch immer nur den Bikini - um sich von der Sonne trocknen zu lassen. Das sie da nur im Bikini lag war nicht zu verachten, da sie ja schließlich einen guten Körperbau hatte.
Sie setzte auch noch ihre Sonnenbrille auf, und genoss es von der Sonne getrocknet zu werden. Sie mochte auch das Kribbeln auf der Haut, das sie bekam, wenn wieder ein Wassertropfen an ihrer gut gebräunten Haut runter kullerte.

Cody beobachtete Tracy eine Weile und versank dann in Gedanken. Er dachte zurück an den Tag vor vier Jahren als er im Krankenhaus aufgewacht war und in seinen Gedanken nur schwarz erkennen konnte... an die ein bis zwei Jahre in denen er sich im Waisenhaus rumgeplagt und den anderen dort das Leben zur Hölle gemacht hatte... und an die nun fast 3 Jahre in denen er nun bei seinen Adoptiveltern wohnte. Einen kurzen Augenblick musste Cody an Tracy denken, und so kam die Erinnerung an Miranda zu Tage... sie war für vielleicht eine Woche seine Freundin gewesen. Er hatte sie wirklich gemocht aber zum Schluss hatte sich herausgestellt, dass sie ihn bloß ausgenutzt hatte. Seitdem sträubte er sich regelrecht gegen Beziehungen und kommt mit Liebe überhaupt nicht klar. Positive Gefühle zu zeigen war eigentlich schon seit damals - mit damals meint er immer die Sekunde, welche in seinen Erinnerungen die erste war - nicht unbedingt seine Stärke. Er zeigte sie einfach nicht gerne.
Aus jetzt... genug nachgedacht, verdammt! Deprimiert bist du schon genug!
Warnte er sich dann selbst in Gedanken und erhob sich vom Steg. Da er inzwischen wieder vollkommen trocken war, ging er zu seinen Sachen, zog sie sich wieder an und ließ seinen blick dabei einen Moment lang zu Tracy schweifen.

Tracy nahm eine Zeitung aus ihrer Tasche, und fing an darin rum zublättern.
Mittlerweile war sie trocken, und sie zog sich wieder ihre Shorts und das Top an, das sie zuvor getragen hatte, dann hatte sie sich wieder hin gelegt, und hatte ihrer besten Freundin eine SMS geschrieben.
Sie schaute sich noch einmal nach Cody um, auch wenn sie nicht wusste wieso, sie hatte einfach den Drang wieder mit ihm zu reden, oder ihn einfach nur zu sehen. Aber wieso wusste sie nicht. Eigentlich waren solche Typen nicht ihr Ding, doch sie hatte das Gefühl, das er eigentlich anders war, das er einen weichen Kern unter der harten Schale hat, oder so etwas. Vielleicht war es das was sie so interessant an ihm fand, das heraus finden zu können, was andere nicht sehen.

Cody durchsuchte seine Taschen nach seiner Zigarettenschachtel, betrachtete sie - als er sie gefunden hatte - kurz und steckte sie dann mit einem Seufzer wieder weg. Er dürfte nicht vollkommen zum Raucher werden sonst würde er sich den Sport an den Nagel hängen können. Besser hin und wieder Alkohol und Drogen. Da half der Sport auch noch diesen bescheuerten Kater wieder loszuwerden, den er davon immer bekam.
Cody spazierte ein Stück durch den Park und warf Tracy - als er an ihr vorbeikam - einen leicht grinsenden Blick zu. Mit dem Grinsen wollte er ihr zeigen, dass er ihren 'unabsichtlichen Kuss' vorhin sehrwohl mitbekommen hatte. Dann richtete Cody seinen Blick wieder auf den Gehweg, zog sich seine Kaputze ins Gesicht, versenkte seine Hände in den Hosentaschen und spazierte weiterhin - und nun auch noch vor sich hin summend - nachdenkend durch den Park.

Tracy war jetzt langsam klar, das er es mit bekommen hatte. Sie stand auf, und lief ihm hinter her.
"Hör mal, normal bin ich nicht so, also das war keine Absicht, das ich dich.. ich meine ich kenne dich ja har nicht... es ist nicht so, das ich mich nicht TRAUEN würde, ich..!", stotterte Tracy und fasste ihn an die Schulter, so das sie ihn umdrehen konnte.
Sie wusste selbst nicht wieso sie so eine Scheiße laberte, aber sie wollte nicht, das er dachte, das sie so eine Nonne ist, die niemanden küsst oder so was, wenn nötig müsste sie es beweisen, was aber wohl eher unwahrscheinlich war, obwohl man es nach diesen Gestammel eigentlich sehr gut glauben konnte.

Cody konnte nicht anders - bei Tracy's Gestotter musste er einfach lachen. Er drehte sich nun zu dem Mädchen um und sah sie an.
"Hey... jetzt komm mal runter... ich hab's schon kapiert. Passiert ist passiert... und ich schätze dich auch nicht falsch ein."
Versuchte Cody Tracy nun mit kalter Stimme - welche jedoch einen leicht amüsierten Unterton hatte - zu beschwichtigen. So war es ja auch. Er sah das Temperament des Mädchens in ihren Augen und es war ihr auch anzumerken, dass sie sich viel traute.
Tracy's Hand auf seiner Schulter war ihm ein wenig unangenehm. Oder auch nicht... trotzdem trat Cody nun einen Schritt zurück und entzog seiner Schulter so Tracy's Berührung. Dann überlegte er, was er nun tun sollte. Sollte er einfach weitergehen und Tracy wieder ignorieren oder sollte er auf eine Antwort von ihr warten und sich vielleicht auch auf ein Gespräch mit ihr einlassen? Da Cody nicht gerade der Gesellschaftsmensch war, entschied er sich dafür zu gehen. Also vergrub er seine Hände wieder tief in seinen Hosentaschen, drehte sich um und ging weiter. Dieses Mal jedoch in einem mäßigen Tempo... nur um Tracy die Chace zu geben ihm noch etwas zu sagen... falls sie es wollte.

"Tzz... also wirklich..!", meinte Tracy mehr zu sich selbst. Sie drehte sich um, und schaute zu dem Platz an dem sie gerade noch gelegen hatte.
Ein Mann stand dort- er trug einen Kaputzenpulli, der sein Gesicht verdeckte- und hatte Tracys Tasche in der Hand.
"Hey SIE da!", rief Tracy. Der Mann schaute auf, und lief weg, als er Tracy sah, doch dummerweise nahm er ihre Tasche gleich mit. Sie versuchte hinter her zulaufen, und sie hätte ihn auch locker einholen können, wenn sie nicht ihre Flip-Flops getragen hätte.
Sie zog sich die Schuhe aus, und wollte gerade hinter her laufen, weil sie wusste, das sie ihn jetzt, wenn sie richtig Gas geben würde, hätte ein holen können , doch da .......

Cody hatte Tracy's Ruf gehört, sich darauf abrupt umgedreht und war im selben Moment losgesprintet. Da Cody ziemlisch schnell war, war er keine fünf Sekunden später bei dem Mann und versuchte ihm Tracy's Tasche zu entreissen. Da der Typ jedoch auch einiges an Kraft besaß holte Cody mit seiner Faust aus und schlug ihm ins Gesicht. Es knackte laut, der Typ ließ die Handtasche los und stolperte zurück. Cody stand mit seiner 'Beute' in den Händen da und grinste höhnisch.
"Willst du noch was?"
Fragte er dann drohend als der Mann nicht sofort abhaute und hob zur Demonstration seine Faust. Als der Mann dann doch lieber flüchtete konnte sich Cody ein leises Lachen nicht verkneifen.
Tja... leg dich nicht mit Cody an. Hat dir deine Mama das nicht beigebracht?
Dachte er sich, drehte sich dann zu Tracy, ging zu ihr und drückte ihr die Tasche in die Hand.
"Ich glaube die gehört dir."
Meinte er nur und fuhr sich durchs Haar. Denn als er losgerannt war, war ihm vorhin die Kaputze aus dem Gesicht gerutscht...

Tracy gefiel es nicht, das Cody den Typen geschlagen hat.
"Danke!", meinte Tracy, doch der Ton war nicht so begeistert. Tracy ging langsam zurück, und zog sich wieder ihre Schuhe an. Dann nahm sie ihre Sonnenbrille aus der Tasche setzte sie auf, und machte sich auf den Weg zu gehen, den im Moment gab es eigentlich nichts was sie hier noch hielt.

Cody hatte bemerkt, dass es Tracy nicht wirklich gefallen hatte, dass er den Typen geschlagen hatte. Aber was soll's? So war Cody eben und der Typ hatte es irgendwie auch verdient... ja... Cody wusste selbst, dass er nicht besser war, aber dem Mann war sowieso nichts passiert. Die Nase vielleicht ein wenig angeschwollen - aber das war's. Nichts großartiges wo man sich hätte darüber aufregen können.
Cody sah Tracy nun nach und war kurz versucht sie aufzuhalten. Aber warum sollte er?

Mit schnellen Schritten verließ Tracy den See. Anfangs hätte sie Cody gerne wieder gesehen, aber wie er sich jetzt benommen hatte, war es ihr eigentlich egal. Sie schaute auf die Uhr, und bemerkt, das sie nur noch eine Stunde hatte. Eine Stunde, um vielleicht noch genüsslich einen Kaffee-Latte zu trinken.

tbc: Starbucks Regent Street

Cody sah Tracy nach. Wenn er jemals eine Chance bei dem Mädchen gehabt hätte, hatte er sie jetzt mit seinem Verhalten verspielt. Wie oft war das schon so gewesen? Er seufzte. Aber nur deswegen änderte er sich nicht... es würde in seinen Beziehungen auch nicht viel bringen, denn Liebe und Beziehung waren nicht Codys Dinge.
Jedoch entschloss er sich dazu, Tracy einfach zu folgen. Warum? Einfach nur so. Ja, vielleicht mochte er sich ein wenig in Tracy verschossen haben, vielleicht wollte er aber auch nur mit irgendjemanden reden, von dem er wusste, dass dieser keine Angst vor ihm hatte. Also Tracy. Cody ging nun einfach los und folgte ihr.


tbc: Starbucks Regent Street